Behandlungs-spektrum
Dialyse-Shunt-Chirurgie
- Was ist ein Shunt?
- Wann wird ein Shunt angelegt?
- Welche Untersuchungen sind vor der Operation notwendig?
- Wie wird ein Shunt angelegt?
- Wie geht es nach der Operation weiter?
- Langfristiger Verlauf nach Shuntanlage
- Hier können Sie einen Termin vereinbaren
Was ist ein Shunt?
Die Nieren sind in unserem Körper für die Ausscheidung von sauren Stoffwechselprodukten und überschüssigem Wasser zuständig. Wenn sie in ihrer Funktion nachlassen, kommt es zu einer langsamen Vergiftung des Körpers durch diese Abfallprodukte. Sinkt die Nierentätigkeit auf 10-15% herab, ist eine Dialyse (Blutwäsche) erforderlich, um das Blut zu reinigen. Dazu ist ein ständiger Zugang zu den Blutgefäßen nötig. Unter einem Shunt versteht man eine Querverbindung zwischen einer Schlagader (Arterie) und einer Vene. In der Schlagader liegt ein höherer Blutdruck vor als in der Vene. Dieser Druck führt zu einer Aufdehnung der Vene, die Venenwand verdickt sich, so dass diese leicht durchstochen (punktiert) werden kann. Damit ist ein einfacher Zugang für die Dialyse möglich. Meist wird der Shunt an einem Arm angelegt.
Wann wird ein Shunt angelegt?
Für die Blutwäsche (Dialyse) muss dreimal pro Woche eine Kanüle in den Shunt gestochen werden, um das Blut zur Reinigung aus dem Körper zu pumpen. Ein so häufiges Anstechen (Punktieren) verträgt eine normale Vene nicht, sie würde sich entzünden und verkleben. Außerdem fließt nicht genügend Blut durch sie hindurch. Die Schlagadern wiederum sind zu schmal zum Punktieren und liegen recht verborgen. Deshalb muss für die Dialyse ein Shunt operativ angelegt werden. Es dauert in der Regel 6 – 8 Wochen bis der Shunt zum ersten Mal für die Dialyse genutzt werden kann. Die Operation sollte deshalb möglichst frühzeitig erfolgen, damit der Shunt zur Verfügung steht, wenn mit der Blutwäsche begonnen werden muss.
Welche Untersuchungen sind vor der Operation notwendig?
In einer klinischen Untersuchung wird der Arzt die Venen an Ihren Armen genau abtasten und abhören, zusätzlich wird eine Blutdruckmessung an beiden Armen durchgeführt. Mit Hilfe eines Ultraschallgeräts wird eine farbkodierte Duplexsonographie durchgeführt, um den Verlauf und den Durchmesser der Venen sowie das Flussverhalten des Blutes exakt beurteilen zu können.
Wie wird ein Shunt angelegt?
Die Operation erfolgt meist in Lokalanästhesie oder örtlicher Betäubung, seltener in Narkose. Wenn es die Blutgefäße zulassen, wird der Shunt meist am Unterarm angelegt. Es besteht aber auch die Möglichkeit auf die Ellenbeuge, den Oberarm oder den Oberschenkel auszuweichen. Dabei wird über einen kleinen Schnitt die Haut eröffnet, um Schlagader und Vene aufzusuchen. Die Vene wird durchtrennt und auf die Schlagader aufgenäht. Das andere Ende der Vene wird verschlossen. Meist ist diese direkte Verbindung möglich. Jedoch bei ungünstigen Verhältnissen (z.B. sehr dünne Gefäße) werden Vene und Arterie durch eine künstliche Ader (Prothese) oder eine eigene, entbehrliche Vene (z. B. aus dem Bein) verbunden.
Wie geht es nach der Operation weiter?
Je nach Gesundheitszustand und Genesungsgrad kommt eine Entlassung in den ersten drei Tagen nach der Operation in Frage. Die Fäden sollten am 10. postoperativen Tag gezogen werden. Im Laufe der nächsten Woche kommt es zur Ausprägung („Reifung“) des Shuntes. Diese sogenannte Reifung kann wesentlich durch tägliches „Shunttraining“ (z.B. Handübungen mit Ball oder Gummiring) beschleunigt werden. Hierzu erhält jeder Patient eine genaue Einweisung von unseren Fachärzten. Eine erste Punktion kann letztendlich nach ca. 6 Wochen erfolgen. Falls Kunststoff eingesetzt wurde, kann dieser nach abgeschlossener Wundheilung punktiert werden. Die weiteren Kontrollen übernehmen unsere Kollegen der Nephrologie (Dialysearzt).
Langfristiger Verlauf nach Shuntanlage
Ein primärer Shunt (erste Anlage einer autologen Fistel oder Implantation einer Prothese) bleibt leider nicht ewig funktionstüchtig. Durch die wiederholten Punktionen im Rahmen der Dialyse oder Materialermüdung, aber auch Vorerkrankungen und strukturelle anatomische Probleme der körpereigenen Venen können zu zahlreichen Komplikationen führen.
Die grundsätzliche Strategie bei Auftreten von Komplikationen ist, die Shuntfunktion und den zur Dialyse nötigen Blutstrom wiederzuherstellen und die Punktionsstrecke zu erhalten. Je nach notwendiger Operation, muss hier manchmal vorübergehend ein zentralvenöser Katheter angelegt werden. Gelegentlich ist ein vorhandener Shunt auch nicht mehr zu retten und muss aufgegeben werden. In Falle wird eine neue Anlage empfohlen und durchgeführt.
Die häufigste Komplikation ist eine Bildung von Engstellen (Stenose) und die darauffolgende Thrombose und Verschluss des Shuntes, aber auch aneurysmatische Erweiterungen. Bei früher Diagnose kann die Shuntfunktion häufig mit endovaskulären Verfahren erhalten werden. Aber auch komplexe Hybridverfahren mit offen-chirurgischen und endovaskulären Methoden werden durchgeführt. Die meisten dieser Verfahren können schonend in örtlicher Betäubung des Armes oder sogar nur des OP-Bereiches erfolgen.
Ein entzündeter, infizierter Shunt muss radikal, häufig mit sofortiger ausgiebiger chirurgischer Exzision der erkrankten Gefäße und Kunststoff-Prothesen therapiert werden. Seltene Komplikationen sind mit erhöhtem Shuntvolumen vergesellschaftet, wie Herzversagen oder Minderdurchblutung der Hand. Diese brauchen eine interdisziplinäre Betrachtung und Therapieplanung mit Kardiologen und Nephrologen.
Hier können Sie einen Termin vereinbaren
Dr. med. Gabor Bíró
Gefäßzentrum und Poliklinik der Klinik für Vaskuläre und Endovaskuläre Chirurgie
Ismaninger Str. 22
81675 München
Tel.: 089 4140-6666
Sollten bereits Untersuchungen bei Ihnen durchgeführt worden sein, so bitten wir Sie, diese zu Ihrem Untersuchungstermin mitzubringen.