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Alle Blutgefäße im Blick
16. Februar 2016Die Klinik und Poliklinik für Vaskuläre und Endovaskuläre Chirurgie
Blutgefäße – Arterien und Venen – durchziehen den menschlichen Körper von Kopf bis Fuß. Da Gefäßerkrankungen den gesamten Körper betreffen können, behandelt die Klinik und Poliklinik für Vaskuläre und Endovaskuläre Chirurgie die ganze Bandbreite akuter und chronischer Erkrankungen der Gefäße.
Auch wenn viele am Klinikum immer noch von der „Gefäßchirurgie“ sprechen, heißt die Klinik doch seit mehreren Jahren Klinik und Poliklinik für Vaskuläre und Endovaskuläre Chirurgie. Dass der neue Name nur den veränderten Aufgaben Rechnung trägt, erklärt Klinikdirektor Prof. Hans-Henning Eckstein. So hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten durch medizinische und technische Fortschritte die Zahl der minimal-invasiven Kathetereingriffe, die als endovaskuläre
Verfahren bezeichnet werden, gegenüber den klassischen offenen „vaskulären“ Operationen kontinuierlich gesteigert. Inzwischen führen die Ärzte der Klinik mehr als drei Viertel der Eingriffe endovaskulär durch. Hauptvorteil ist die schonendere Behandlung der Patienten.
Zum Behandlungsspektrum der Klinik gehören Aortenerkrankungen, Verengungen der Halsschlagadern sowie Durchblutungsstörungen an Armen und Beinen (periphere arterielle Verschlusskrankheit, pAVK). Hinzu kommen Erkrankungen der tiefen Venen (Phlebothrombose) und Krampfadern (Varikosis) sowie viele Eingriffe bei Dialysepatienten. Neben offen-chirurgischen und endovaskulären Eingriffen kommen auch konservative Behandlungsformen zum Einsatz. Insbesondere Krampfaderoperationen werden zunehmend ambulant durchgeführt, arterielle Eingriffe und die Versorgung von Patienten mit Begleiterkrankungen finden stationär statt.
Prämisse ist bei allen Operationen, sie so minimalinvasiv und damit patientenschonend wie möglich durchzuführen. Heute können nicht nur periphere Durchblutungsstörungen per Katheter behandelt werden, um die Ablagerungen in den verengten Gefäßen zu entfernen. Auch Aortenaneurysmen – Gefäßausstülpungen, die bei einem Riss unmittelbar lebensbedrohlich sind – können über einen kleinen Schnitt an der Leiste mit von innen eingeführten Stentprothesen behandelt werden.
Steigende Patientenzahlen
Im Jahr 2015 wurden in der Klinik mehr als 1.300 Patienten stationär und über 3.000 ambulant behandelt. Damit versorgten die Ärzte 15 Prozent mehr Patienten als im Vorjahr auf den beiden Stationen 1/4 und 1/7; gleichzeitig wurden die Fälle auch immer komplexer. Die Auslastung der 38 Betten war dabei mit 93 Prozent sehr hoch. Neben der Versorgung der eigenen Patienten führen die Ärzte auch konsiliarische Operationen für andere Kliniken durch, etwa für die Neurologie bei Schlaganfällen oder für die Nephrologie bei der Anlage von Shunts für Dialysepatienten. Auch bei Notfällen in anderen Kliniken wie der Orthopädie, der Frauenklinik, der Chirurgie oder der Urologie werden Gefäßchirurgen bei Bedarf eingebunden, wenn etwa während der OP ein Blutgefäß verletzt wird. Darüber hinaus kooperiert die Klinik im Rahmen des Münchner Aorten Centrums (MAC) mit dem Deutschen Herzzentrum München.
Intelligente Strukturen für effizientere Patientenversorgung
Um die steigende Anzahl an Patienten zu behandeln, hat die Klinik „smarte“ Strukturen aufgebaut, die es ermöglichen, die vorhandenen Ressourcen effizient zu nutzen. Ein Ziel ist es, Ärzte und Pflegekräfte bestmöglich zu entlasten, damit sie sich auf ihre wesentlichen Aufgaben konzentrieren können. Neben sechs gefäßchirurgischen Oberärzten und einem angiologischen Funktionsoberarzt sind zehn Assistenzärzte und 20 Pflegekräfte sowie zwei Ca se Managerinnen für die Patienten im Einsatz. Zu ihrer Entlastung wurden verschiedene Unterstützungsmaßnahmen eingeführt.
So sollen die Ärzte möglichst wenig Zeit für Dokumentation aufwenden müssen. Alles was an Dokumentation nach DRG außerhalb des OPs anfällt, erledigt Klinikmanagerin Dr. Eva Knipfer.
Neu eingeführt wurde die Stelle einer Materialmanagerin, die nicht nur komplexe Bestellungen der unterschiedlichen Implantate und Operationsmaterialien durchführt sowie Lieferungen und Verfallsdaten erfasst, sondern auch im engen Kontakt mit Operateuren und Lieferanten steht. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass dadurch Einsparungen erzielt werden, die die Kosten der Stelle aufwiegen. Zusätzlich sind auf den Stationen medizinische Fachangestellte (MFAs) im Einsatz, die Ärzte und Pflegekräfte bei Tätigkeiten wie Blutabnehmen und Blutdruckmessen entlasten.
Ein wichtiger Bereich ist das Wundmanagement: Hier kümmern sich drei Gefäßassistentinnen um Patienten mit Wunden und fungieren damit als Bindeglied zwischen Poliklinik und Station. Gefäßassistentinnen sind medizinische Fachangestellte
oder Krankenschwestern mit Zusatzqualifikation, die auch Aufgaben wie Ultraschalluntersuchungen unter ärztlicher Aufsicht durchführen können. Zur effizienten Organisation der Klinik trägt auch der Hybrid-OP bei, der mit einer integrierten Angiografieanlage perfekte Bildgebung bei gleichzeitig geringerer Strahlen belastung liefert. Dadurch sind die Ärzte flexibler bei der Wahl der OP-Methode. Die Operateure werden hierbei durch eine endovaskuläre Assistentin unterstützt, die speziell für den Hybrid-OP ausgebildet ist.
Patientensicherheit wird groß geschrieben
Die Klinik für Vaskuläre und Endovaskuläre Chirurgie ist Mitglied im „Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS)“. In diesem Kontext wurden zahlreiche Maßnahmen eingeführt, um vor allem Infektionen mit multiresistenten Erregern im Vorfeld zu erkennen und zu vermeiden. Dazu gehört etwa, dass alle stationär aufgenommenen Patienten auf MRSAKeime untersucht werden, bei Bedarf isoliert und saniert werden. Im Rahmen des Antibiotic-Stewardship-Programms des Klinikums findet eine wöchentliche Fallbesprechung mit einer Fachärztin für Mikrobiologie, Fachapothekerin und dem gefäßchirurgischen Behandlungsteam statt. Dabei werden Maßnahmen und Strategien zum Einsatz von Antiinfektiva für den individuellen Patienten festgelegt. Hygienefachkräfte begleiten regelmäßig die Visiten und beraten Ärzte und Pflegekräfte. Intensive Schulungen und die Reflektion der Abläufe auf den Stationen tragen ebenfalls dazu bei, Klinikinfektionen zu verhindern.
Forschung und Lehre
Wissenschaftlich beschäftigen sich die Mitarbeiter der Klinik mit klinischen und translationalen Forschungsprojekten. Hierzu gehören etwa Analysen von Plaques aus der Halsschlagader oder aus der Wand von Aortenaneurysmen. Ziel dieser Untersuchungen ist es, noch besser vorhersagen zu können, welche Gefäßverengungen Schlaganfälle auslösen oder welche Aortenaneurysmen platzen können. Insgesamt gibt es eine Vielzahl von interdisziplinären Projekten, u.a. auch mit der Nuklearmedizin, der Radiologie, der Neurologie und Instituten der TUM in Garehing. Die Klinik verfügt außerdem über eine große Gefäßbiobank, in der Hunderte von Präparaten von Halsschlagadern oder Aorten für Studien genutzt werden können. Hier wird künftig auch Prof. Lars Maegdefessel forschen, der gerade auf die Professur für Vaskuläre Biologie berufen wurde. Ein weiterer Forschungsbereich ist die vaskuläre Versorgungsforschung. Die Arbeitsgruppe um PD Dr. Andreas Kühnl analysiert, zusammen mit dem Qualitätsinstitut AQUA und dem Statistischen Bundesamt, alle Gefäßerkrankungen und deren Behandlungsmodalitäten in Deutschland. In regelmäßigen Wissenschaftskolloquien werden die einzelnen experimentellen und klinischen gefäßchirurgischen Forschungsprojekte diskutiert. Auch in der Lehre sind die Ärztinnen und Ärzte der Klinik sehr engagiert. Für die Vorlesungen, Kurse und Seminare bekommen sie regelmäßig Spitzenbewertungen von den Studierenden.
Nächstes Jahr in neuen Räumen
Prof. Eckstein blickt optimistisch in die Zukunft: „Unsere Klinik wird Anfang 2017 ins neugebaute OP-Zentrum Nord umziehen. Dort werden wir einen Großteil der Einrichtungen an einem Ort haben. Zusätzlich können wir am neuen Standort unsere OP-Kapazitäten erweitern: Neben einem Hybrid-OP werden wir zwei weitere OPs gemeinsam mit der Neurochirurgie nutzen“.