Wann die operative einer medikamentösen Therapie überlegen ist
Auch die medikamentöse Therapie habe sich in den vergangenen Jahren stark verbessert, sagt Dr. Rantner. Durch eine individuelle, optimal angepasste Kombination von Arzneien wie etwa Blutverdünner, Blutdruck- und Cholesterinsenker sowie ggf. Diabetes-Medikamente lässt sich das Schlaganfall-Risiko bei verengten Halsschlagadern im natürlichen Verlauf deutlich verringern. Umso höher sei heute dadurch der Anspruch an invasive Verfahren wie der Entfernung von Gefäßablagerungen (Carotis-Operation) und dem Einsetzen von Stents: Hier gelte es, Patientinnen und Patienten zu erkennen, denen ein chirurgischer Eingriff mehr nützt als eine medikamentöse Therapie.
Klar ist weiterhin, dass bei Personen, die bereits neurologische Symptome hatten, rasch eine Behandlung an der Halsschlagader notwendig ist. Anzeichen, die für einen Schlaganfall sprechen sind beispielsweise Lähmungen und Taubheitsgefühle in einem Arm, einer Hand oder auch im Bein, manchmal auch Seh- und Sprachstörungen sowie Schwindel. Bei solchen Beschwerden sollte sofort der Notruf 112 gewählt bzw. eine Notaufnahme mit Stroke Unit aufgesucht werden. Denn um Hirngewebe vor dem Absterben zu bewahren, zählt bei einem Schlaganfall jede Minute. Oder, wie Dr. Rantner es ausdrückt: „Time is brain“, Zeit ist Hirn also. Sie forscht zudem daran, schon an der Beschaffenheit der Gefäßplaques zu erkennen, ob diese dazu neigten, sich zu lösen: „Die detaillierte Analyse zur Beschaffenheit eines Carotis-Plaques verrät sehr viel über Stabilität und Schlaganfallrisiko und hilft uns dabei, ein optimales Behandlungskonzept für Betroffene anzubieten.“
Vorsitzende der Kommission der europäischen Leitlinie zur Carotis-Stenose
Dank ihrer großen Erfahrung und Forschungsleistung auf diesem Feld arbeitet Dr. Rantner bereits seit 2012 an der S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie zur Behandlung der extrakraniellen Carotis-Stenose mit und ist seit 2024 Vorsitzende dieser Leitlinien-Kommission. Kürzlich folgte zudem die Berufung zur Vorsitzenden der Leitlinien-Kommission der Europäischen Gesellschaft für Gefäßchirurgie (ESVS). Denn diese Kommission ist damit betraut, bis 2027 europaweit gültige, neue Leitlinien zur Behandlung der Arteria carotis und Arteria vertebralis zu erstellen. Seit Januar 2022 ist sie zudem Mitglied im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie als Vertreterin der Oberärztinnen und -ärzte sowie der Stationsärztinnen und -ärzte.
Ihre medizinische Laufbahn hatte Dr. Rantner im österreichischen Innsbruck, ihrem Geburtsort, begonnen. Hier studierte sie an der Leopold-Franzens-Universität Medizin und promovierte 2002 zum Doktor der gesamten Heilkunde. Bis 2018 forschte sie zu Risikofaktoren von Gefäßerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und des Gehirns bei Menschen mit Gefäßverengungen an Beinschlagadern (CAVASIC Study), worüber sie auch den PhD (Doctor of Philosophy) erlangte. Nach dem Facharztdiplom in Chirurgie (2010) und Gefäßchirurgie (2011) folgte 2014 die Habilitation an der Medizinischen Universität Innsbruck. Erfahrung in leitender Funktion konnte Dr. Rantner bereits in ihrer Zeit in Österreich sammeln: Vor ihrem Wechsel nach München war sie ab 2011 zunächst Oberärztin und von 2013 bis 2018 Stellvertretende Direktorin der Universitätsklinik für Gefäßchirurgie in Innsbruck. Zuletzt arbeitete Dr. Rantner seit 2018 als Leitende Oberärztin am LMU Klinikum in Großhadern.
„Wir freuen uns sehr, Frau Rantner bei uns willkommen zu heißen“, sagt Klinikdirektorin Prof. Dr. Dr. Daniela Branzan. „Ihre Expertise und frische Perspektive bereichern unser Team und stärken unsere Kompetenz in der Patientenversorgung. Gemeinsam freuen wir uns auf spannende Projekte und eine erfolgreiche Zusammenarbeit.“
1) Quelle: Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe
2) Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF)